Schrebergärten zwischen Bahnstrecke und Lohbach
Zur Eisenbahn gehören auch Schrebergärten, die in unmittelbarer Nähe zur Schienenstrecke zu finden sind. Dabei werden oft kleinste Parzellen für den Anbau von Obst und Gemüse bewirtschaftet. Wurden die Flächen noch bis in die 80er Jahre hinein intensiv bepflanzt, gewann zunehmend der Erholungs-Charakter der Kleingärten für die Besitzer an Bedeutung.
Vorbildschrebergärten in St. Goar
Am Bahnhof von St. Goar - bezogen auf meinen Nachbau - gibt es solche Schrebergärten am Hausbahnsteig und im Lohbachtal. Hier stelle ich den Bau eines solchen Schrebergartens vor. Dabei habe ich mich an Bilder aus den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts orientiert. Der Kleingarten war in den Folgejahren zunehmend vernachlässigt. Erst in jüngster Zeit scheint sich wieder ein Kleingärtner um die Fläche zu kümmern.
Hier zunächst zwei Bilder aus den 90er Jahren.
Vom Bahnsteig aus ist die obere Fläche kaum aus zu machen. Zu erkennen ist der sehr schmale Gartenstreifen am Weg mit der kleinen weißen Hütte, in der vermutlich die Gartengeräte untergebracht sind.
Von höherer Warte ist die Fläche auf dem kleinen Vorsprung zu erkennen. Die Mauer im Hintergrund gehört zur alten Stadtbefestigung. Die Fläche im Vordergrund befindet sich direkt über dem Lohbach, der in diesem Bereich verrohrt worden ist. Nachdem der Bach direkt hinter der Hütte im tiefen Einschnitt noch einem ans Licht kommt, verschwindet er vor der Schienenstrecke wieder in der Erde. Das Geländer ist über der Bahnunterführung für Fußgänger angebracht worden. der Lohbach schließt dort auf noch tieferem Niveau.
Die Situation ist auf dem Bild aus neuerer Zeit zu erahnen. Ganz rechts unten ist der Zaun zu erkennen, der den Schrebergarten einfriedet.
Auch wenn die Jahreszeit auf den alten und neueren Bildern wechselt: Der Schrebergarten ist kaum wieder zu erkennen. Die Pflanzen haben von der Fläche Besitz ergriffen. Die kleine Gartenhütte ist in einen Dornröschenschlaf versunken.
Umsetzung des Schrebergartens auf meiner Rheinmodellbahn
Lange Zeit war der Bereich der Anlage - abgesehen von den großen Bahnhofsgebäuden - als eines der letzten Teilabschnitte nicht ausgestaltet. Anfang 2011 ändert sich langsam die Fläche im Lohbachtal. Hier können Sie die einzelnen Bauphasen verfolgen.
Die Fläche ist noch im Rohbau. Lediglich die Mauer zum Gehweg ist zum Teil gestaltet.
Der Schrebergarten besteht aus zwei Teilflächen. Der tiefer liegende Bereich ist hier zumindest teilweise erkennbar. Auch die Flächen am Einschnitt des Lohbaches müssen noch begrünt werden.
Da die Gestaltung im Schrebergartenbereich nur mit langen Armen zu leisten ist, habe ich die wichtigsten Bereiche separat auf einer Kartonplatte gestaltet. Kleiner Schuppen, Grenzsteine, Gehwegplatten und die Pfosten für den Maschendrahtzaun sind vorhanden.
Die Fläche war zu stark nach recht geneigt. Das Gefälle habe ich durch abtragen des Styropor-Platte nach links hin ausgeglichen.
Durch die geringere Höhendifferenz zwischen Hochfläche und Niederung ist dieser Bereich jetzt auch besser zu erkennen. Die Mauern der Pflanzterassen und die Treppen gliedern die Fläche. Mit Vogelsand wurde das Gelände aufgeschüttet und anschließend farblich behandelt.
Die kleine Hütte war schon seit langem im Rohbau fertig. Hier steht sie vor ihrem späteren Standort.
Die Hütte ist an ihrem Platz kaum noch zu erahnen. Besuchern wird sie allenfalls an einem Standort ganz rechts vor der Anlage auffallen. Dennoch wird sie mit eine Tür und einem Fensterrahmen verfeinert werden. die Dachrinne liegt schon auf dem Teedach zum Anbau bereit.
Der Karton mit der oberen Schrebergartenfläche ist neu in den Felsvorsprung eingearbeitet worden. Die eingefärbte Spachtelmasse hebt sich noch deutlich von der übrigen Landschaft ab.
Noch ist der Karton nicht eingeklebt. Durch die Farbbehandlung und die Fixierung des Vogelsandes mit einem Wasser-Leimgemisch hat sich die Fläche verzogen.
So langsam wird deutlich, wie der Schrebergarten einmal aussehen soll. Zur Begrünung habe ich die Produkte von „miniNatur“ verwendet. Besonders die Blumen in weiß, gelb und rot fangen den Blick ein. Noch wirkt alles etwas leblos und unnatürlich, denn das Anschlussgrün fehlt.
Die roten Blumen, es könnten Rosen sein, sind mir noch zu lang. Bei ihnen wird die Gartenschere angesetzt. In der Natur wäre das für die Pflanze tödlich. Auf der Modellbahn lebt die Rose auf kürzerem Stiel sicher weiter. Die ersten „Preiserlein“ sind im Garten aktiv. Maximal drei Personen und vielleicht ein Haustier sind für den Schrebergarten geplant.
Der hintere Gartenbereich wird meinem Rücken wohl einiges ab verlangen. Nur viel Geduld und lange Arme führen dort zum Pflanzerfolg.
Für den Schrebergartenbereich fehlen noch drei Bäume bzw. Sträucher, die auf den Originalfotos neben dem weißen Schuppen, auf der Hochfläche links und hinter der Stadtbefestigung zu sehen sind. Sie wurden von mir aus Kupferlitze erstellt und mit Lötzinn fixiert. Hier sind alle drei neuen Grünpflanzen an ihren späteren Standorten zu sehen. Die roten Rosen sind übrigens gekürzt worden.
Der Baum am kleinen Schuppen wächst aus der Felswand heraus.
In der Nähe des zweiten kleineren Schuppens, wächst ein größerer Strauch. Hinter der Stadtbefestigung steht ein Obstbaum, der bisher nicht eingeplant war.
Die hintere Hälfte des Schrebergartens ist auch begrünt. Der Kleingärtner kann also doppelt ernten.
Nachdem der obere Gartenteil entfernt wurde, ist die Bepflanzung besser zu erkennen.
Der alte Mann nimmt schon mal den Garten ab. Noch ist er nicht ganz zufrieden.
So langsam schließt sich die letzte Landschaftslücke und erstrahlt im frischen Grün. Die Fläche habe ich mit verschiedenen Grasgeweben und Einzelpflanzen beklebt. Der Schrebergarten passt sich dadurch harmonisch in die Landschaft ein.
Der Einschnitt zum Lohbach ist noch nicht komplett begrünt. Vor weiterem Gras ist der Anstrich des Geländers fällig.
Der Kleingärtner im hinteren Gartenbereich ist kaum noch auf die Schnelle zu entdecken. Sein schwarzer Hund beobachtet die Arbeiten seines Herrchens von höherer Warte aus.
Die Baumrohlinge haben nach der Fixierung durch Lötzinn und einer anschließenden Wäsche zur Fettentfernung, einen Überzug mit Strukturacryl, einen groben Spachtelmasse aus dem Künstlerbedarf, erhalten. Mit diesem Verfahren wurden übrigens alle Bäume auf einer Anlage erstellt. Dabei sind, je nach Baumdicke, mehrere Arbeitsschritte erforderlich. Mit der Spachtelmasse kann sehr gut der Kern der Bäume, die ja aus einzelnen Kupferdrähten besteht, überdeckt werden. Außerdem kann die Baumdicke mit jedem Arbeitsgang sichtbar erhöht werden. Der Baum ist nach der Bearbeitung noch in eine andere Form zu biegen, ohne das die Spachtelmasse ab platzt. Ganz nebenbei ergibt sich noch eine gewisse Rindenstruktur.
Ich habe verschiedene Techniken des Baumbaus ausprobiert. Hier meine Produktempfehlung für die Rindenbildung. Die kleinen Verdickungen an den kleinen Zweigen lassen sich zwischen zwei Fingern leicht abreiben.
Nachdem die Bäume mit der Spachtelmasse ausreichend bestrichen wurden, erfolgte der Farbauftrag mit einer Mischung aus grauer und schwarzer Plaka-Farbe. Anschließend erfolgte die Stellprobe. Für den Obstbaum rechts von dem kleinen Schuppen, ist die Grundfläche von der bestehenden Bepflanzung gefreit worden.
Der zweite Obstbaum hebt sich durch die etwas zu dunkle Stammfarbe kaum vom Hintergrund ab.
Das Geländer am Weg hat Farbe bekommen und die Böschung zum Lohbach hat einen Bewuchs mit zahlreichen Pflanzen erhalten.
Auf dem Bahnsteig liegen schon die Ausstattungsstücke für den Schrebergartenbereich bereit. Blumentöpfe, Getränkekiste, Gießkanne und wohlmöglich eine Wasserpumpe werden den Garten - neben den Figuren - vervollständigen.
Eine Stange mit einem Greifvogel könnte ebenso wie ein Tisch und ein Stuhl Aufstellung finden. Auch wenn die weltberühmten Thonet-Möbel ihren Ursprung in Boppard haben, so schaffen sie auch in St. Goar Lokalkolorit des Mittelrheins.
Hier noch ein Blick auf die Landschaft jenseits des Schrebergartens. Der Glock- oder Eiserturm als Teil der Eskarpierung ist hier zu sehen.
Der Landschaftsteil rechts vom Schrebergarten oberhalb des Transformatorhauses ist für die „Preiserlein“ über den Weg zu erreichen.
Wird fortgesetzt.