Bahnhof St. Goar

Ein kleiner Bahnhof an einer großer Strecke

Vorab ein Hinweis zu den folgenden Bildern. Als die ersten Bilder von mir schossen wurden, habe ich noch nicht an die Präsentation im Internet gedacht. Ich bitte die mangelnde Qualität bei den älteren Bildern zu entschuldigen.

Von den ehemaligen Gleisanlagen sind nur die beiden Hauptgleise übrig geblieben.  Am Hang bzw. an der Stützmauer liegt das Gleis 2. Zum Bahnhofsgebäude hin liegt das Gleise 1. In den 80er Jahren hat der Bahnhof sein Gleis am Hausbahnsteig (Gleis 3) und sein Abstellgleis zur Kopframpe (Gleis 4) verloren. Im Bereich der ehemaligen Kopframpe befindet sich heute ein Parkplatz.

Aktuell plant die Deutsche Bahn die Strecke bei St. Goar teilweise oder komplett in einen längeren Tunnel zu verlegen, das die drei vorhandenen Tunnel angeblich nicht den neuen Sicherheitsrichtlinien entsprechen. Zwar ist in den kurzen Tunnelabschnitten - der längste Tunnel ist 367 Meter lang - noch nie ein Unfall passiert, dennoch soll für viel Geld die historische Strecke entlang der Loreley aufgegeben werden. Meine Vorbildabschnitte könnten in einigen Jahren nur noch auf Bildern zu sehen sein. Vermutlich freuen sich die Bürger von St. Goar schon darauf, keinen Bahnhof mehr zu haben und kämpfen dann verstärkt um einen Brücken für den Auto- und Lastwagenverkehr in ihrem Ort.

Bahnhofsgebäude und Güterschuppen (Foto August 2015)

Das neue Stellwerk im Bahnhofsgebäude nach dem Brandschäden (Foto August 2015)

Bahnhof St. Goar (Foto 2005)

Der Grünstreifen am Hausbahnsteig wird nicht mehr gepflegt (Foto August 2015)

Am 26. Oktober 1859 wurde die Strecke Koblenz - Bingerbrück offiziell eröffnet. Auf der linken Rheinstrecke wurden im besonders engen Tal in der Nähe der Loreley drei Tunnel erforderlich, die durch Bank-, Bett- und Kammereck getrieben wurden. Das Nordportal des Banktunnels ist nur schwer zugänglich. Daher gibt es von dieser schönen Tunneleinfahrt nur wenige gute Fotos.

Nordportal Banktunnel

Seit dem Bau der Eisenbahn hat St. Goar einen Bahnhof. Er befindet sich zum Teil auf dem Gelände der alten Stadtburg, die zu Gunsten des Bahnbaus zum Teil abgerissen wurde. Das erste Empfangsgebäude war ein Fachwerkbau. Hier Bilder von der ersten Station in St. Goar.

Altes Empfangsgebäude

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Wie das Foto belegt, bot die Bahn damals Beschäftigunsmöglichkeiten für die Stadtbewohner. Heute ist der Bahnhof nur noch von einem Fahrdienstleiter besetzt.

 Von der Stadtseite bot sich den Fahrgästen des 19. Jahrhunderts dieses Bild.

Bahnhofsansicht von der Stadtseite

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Der alte Bahnhof wurde im Rahmen der Bahnhofserweiterung Anfang der 20. Jahrhunderts ersetzt. Die letzten Teile der Stadtburg wurden damals beim Bau des Güterschuppens 1909/10 abgetragen. Rest finden sich nur noch in den Grundmauern des Gebäudes. 

Reste der alten Stadtburg

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Wo sich heute ein Durchlass für die Fußgänger in Richtung Biebernheim unter den Bahngleisen befindet, war früher ein oberirdischer Übergang. Im Hintergrund ist die Lohgerberei Napp zu erkennen, auf der später die Bundespost gebaut hat.

Bahnübergang für Fußgänger an der Lohgerberei Napp

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Der zweite Bahnhof von St. Goar auf einem älteren Foto noch ohne parkende Autos.

Bahnhofsgebäude auf der Stadtseite

Heute sieht das Bahnhofsgebäude noch immer weitgehend im Ursprungszustand in der Kernstadt von St. Goar.

Bahnhofseingang an der Oberstraße

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Der Bahnsteig wurde zwischen den beiden Hauptgleisen angeordnet und durch einen Tunnel zugänglich gemacht. Durch die beengten Raumverhältnisse ist der Bahnsteig zu den Bahnsteigenden hin extrem schmal. Schilder weisen auf die Gefahr hin, beim Aussteigen leicht auf das Gegengleis zu geraten.

Das Bahnhofsgebäude hat einen Anbau bekommen (rechts), in dem der Fahrdienstleiter seinen Dienst versieht.

Bahnhofsgebäude von der Bahnseite

Der Güterschuppen hat sein Ladegleis verloren und wird nicht mehr genutzt. Das Gelände wuchert langsam zu. Bis in die 80er Jahre lag hier noch das Gleis 3 des Bahnhofs St. Goar.

Alter Güterschuppen

Für den Bau der Eisenbahn wurde die Stadtmauer an zwei Stellen durchschnitten. Auf dem Bild unten ist ein Teil der Stadtbefestigung (Eskarpierung) oberhalb des Bahnhofs zu sehen. Der Wehrturm wird allgemein als "Laternchen" bezeichnet. Er zeichnet sich durch seine zahlreichen Schiessscharten aus.

Reste der alten Stadtbefestigung

Auf der Deutschen Grundkarte 1 : 5000 "Lorelei" vom Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 1959 mit Änderungen bis 1966 sind die Gleisanlagen gut zu erkennen. Es gab im Südkopf des Bahnhofs einen Gleiswechsel, der eine Ausfahrt vom Hausbahnsteig/Güterhalle in Richtung Bingerbrück ermöglichte. Das Gleis 3 am Hausbahnsteig war mit zwei Weichenverbindungen zu erreichen. Bis etwa 2011 bestand noch am Nordkopf eine doppelte Weichenverbindungen. Das Foto unten gibt die Situation 1995 wieder.

Heute (2012) wurde eine Gleisverbindung in Richtung Werlau verlegt. So liegen am Nordkopf des Bahnhofs nur noch zwei Weichen.

Nordkopf des Bahnhofs 1995

Die Bahnhofsausfahrt Richtung Koblenz sah 2012 schon etwas anders aus.

Die MittelRheinBahn bei der Ausfahrt aus St. Goar

Das Nordende des Bahnsteigs von oben betrachtet

Die Bahnsteigüberdachung mit Treppe zum Ausgang (Foto August 2015)

Die Dachkonstruktion von unten (Foto August 2015)

Das Richtungsgleis nach Koblenz (Foto August 2015)

Das Gleis Richtung Bingerbrück mit Stützmauer (Foto August 2015)

MittelrheinBahn bei der Ausfahrt in Richtung Bingerbrück (Foto August 2015)

Nordkopf der Bahnhofs (Foto April 2011)

Aus einem Bahnhofplan aus dem Jahr 1973 mit Änderungen bis 1978 stellte sich die Situation schon ganz anders dar. Die Gleisverbindung zwischen den Hauptgleisen am Südkopf des Bahnhofs bestand nicht mehr. Ebenso war die südliche Gleisverbindung zwischen dem Gleis am Hausbahnsteig und dem Richtungsgleis Koblenz entfernt worden.

Die Signalisierung wurde mehrfach geändert. In den 80er Jahren sind die Flügelsignale durch Lichtsignale ersetzt worden. In dieser Zeit wird auch der Gepäckaufzug samt Gepäck- und Güterhalle stillgelegt worden sein, wobei der Gepäckaufzug auf dem Bahnsteig komplett abgerissen wurde.

Bereich vor der ehemaligen Güterhalle
 
 
Auf dem oberen Bild ist links ein Transformatorhaus zu erkennen. Das Gebäude wurde um den Jahreswechsel 2010/2011 abgerissen.
 
Ehemaliger Standort des Transformator-Hauses (26. April 2011)
 
 
Unter den Gleisanlagen ist ein Durchlass für Fußgänger, der den Weg von der Kernstadt zum Ulmenhof und in den Ortsteil Bieberheim erlaubt. An dieser Stelle wird auch der Lohbach unterirdisch geführt.

Weg zum Ulmenhof und nach Biebernheim (26. April 2011)

 
Die Bahnunterführung zum "Kurzen Weg" Richtung Biebernheim (27. August 2015)
 
 
Blick auf Bahnhofgebäude und Bahnsteig aus dem Lohbachtal (27. August 2015)
 
 
Der Bahnsteig ist „selbstverständlich“ nicht barrierefrei. Damit steht der Bahnhof St. Goar in einer Linie mit nahezu allen anderen Bahnhöfen der linken Rheinstrecke am Mittelrhein. In den letzten Jahren sind wenigsten die beiden Bahnknoten Koblenz und Mainz behindertengerecht ausgebaut worden.
 
Bahnsteigunterführung in St. Goar
 
 
Zum Schluss noch eine nette Besonderheit des Bahnhofs von St. Goar: Der Stationsname ist in geschwungener Schrift am Anbau des Fahrdienstleiters angebracht. Ein ähnlicher Schriftzug befand sich auch einmal auf der Stadtseite des Bahnhofs. Lange Jahre war der Schriftzug an dem Stellwegsanbau mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Nach dem Stellwerksbrand 2012 und der anschließenden Erneuerung erfogte eine Reinigung der erhabenen Buchstaben.
 
Schriftzug vor dem Stellwerksbrand
 
 
 
Das Stellwerk im Jahr 2012

Aktuelles Bahnhofsbild zum Vergleich zu Bild 1

Weiter zur Blockstelle Werlau in St. Goar-Fellen geht es hier.

Letzte Änderung auf dieser Seite am 18.12.2016.

 

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